Artificials and Statements
Solveig Hild & Cornelius Rinne
Fotografie, Malerei, Skulptur
20. Januar bis 29. März 2012
Eröffnung: Freitag, 20. Januar 2012, 19 Uhr
Artificials and Statements
„Artificial“ ist mit den Worten: unecht, künstlich, nachgeahmt, synthetisch, artifiziell und konstruiert zu verstehen.
„Statement“ lässt sich hingegen als Aussage oder Erklärung übersetzen und begreifen.
In der Ästhetik meint „Aussage“ auch die künstlerische Aussage; „das, was ein Werk ausdrückt“, „der Ausdruck des inneren Gehalts“.
Der Begriff Aussage richtet die Perspektive auf den Inhalt, den Aussagegehalt eines jeweiligen Satzes oder auch Werkes.
Der Begriff Erklärung richtet den Blick dagegen auf den Adressaten, also auf die Person, der etwas erklärt werden soll.
In vom Künstler geplanten Prozessen, die man als „artifiziell, künstlich“ beschreiben kann, und mit von ihm vorgegebenen Materialien soll der Betrachter aktiviert werden für die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Angebot und für eine neue Erfahrung.
So formuliert Cornelius Rinne den Satz: „Kunst sind die Prozesse, die ein Mensch in eigener Ausdrucksweise dokumentiert.“
Losgelöst von Inhalten steht ein Bild immer auch stellvertretend für einen Prozess. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Aussage oder um eine formale Überlegung handelt. Das Bild ist immer auch Stellvertreter. Idealerweise werden aber durch diese Dokumente neue Prozesse ausgelöst. Dies geschieht für den Betrachter oft unbemerkt, da er sich nicht ständig selbst beobachten kann.
Initiale für Kunst können hierbei ganz banale Dinge sein. Eine Begebenheit, eine Begegnung oder auch die Verwendung eines neuen Werkzeugs. Oft wird durch neue Artefakte klar, dass vorher schon ähnliche Probleme bearbeitet wurden.
Cornelius durchlief unterschiedliche Arbeitsperioden. In einer informellen Periode in den 1980er Jahren spielte der weiße Rand bereits eine wichtige Rolle und auch in den darauffolgenden Emopressionen folgt die bemalte Fläche nicht den tatsächlichen Abmessungen des Malgrundes. Es geht um die Auflösung vorgefundener Gegebenheiten. Fotografien, die mit malerischen Strukturen und Übermalungen versehen werden und mit Strichen markiert werden. Es geht um die prozesshafte Suche nach neuen Sichten.
Mit einer kleinen Foto-App entdeckte Cornelius Rinne plötzlich neue Sichtweisen auf die Realität und auf die informellen Strukturen hinter den Ausschnitten und neuen Blickwinkeln. Auch seine Zeichnungen und Bilder werden mit Hilfe der App zu neuen Bewertungen und Sichtweisen. Nun ist der Schritt zurück zu einer malenden Arbeitsweise nur ein kleiner.
Für Solveig Hild ist das „Statement“ der Beginn eines kommunikativen Aktes.
Ihre Malerei ist abstrakt, gespeist aus der Quelle des Erlebten. Der Pinsel ist Hilds Handwerkszeug, aber dennoch vermeidet sie manchmal bewusst den Pinselstrich, sucht vielmehr nach methodischer Variation. Hild erprobt die freie Form, experimentiert mit Licht und Schatten, vor allem mit dem Wesen der Farbe, des Materials: dicke Farbkleckse, unbedeckte Leinwandstellen, hier und da ein völlig unfertige Ecke, Übermalungen, Roheiten.
Auch ungewöhnliche Bildpraktiken, auf dem Boden, von allen Seiten arbeitend, malend und tastend – all das sind wichtige Versuche Solveig Hilds, von der konventionellen Darstellung loszukommen.
So kann man für das Werk von Solveig Hild konstatieren, dass im Material selbst die Botschaft liegt.
Durch den geplanten künstlerischen Einsatz von PU-Schaum beim skulpturalen Werk Hilds wird beim Betrachter eine neue Sichtweise auf den alltäglichen Gegenstand erzeugt. Das Zündholz, übergroß aufgeblasen, seiner eigentlichen Funktion beraubt und damit einer neuen Auseinandersetzung anheim gegeben.
Alexandra Grass
Erlangen, Januar 2012