Homo Urbanus Europeanus

Fotografien von Jean-Marc Caracci

von 17. Juni bis 22. Oktober 2010
Eröffnung: Donnerstag, 17. Juni um 19.00 Uhr


Jean-Marc Caracci wurde als Sohn sizilianischer Eltern  in Tunesien geboren. Seit seinem ersten Lebensjahr lebt er in Montpellier, Südfrankreich.

Das Hauptmotiv seines fotografischen Werdegangs war immer der Mensch gewesen. Es waren insbesondere die durch die Verstädterung geprägten Aspekte des Lebens … man könnte es das „urbane Dasein“ nennen, das ihn faszinierte. Inspirieren ließ er sich dabei durch Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, Elliott Erwitt oder Raymond Depardon … und durch den Stil des amerikanischen Malers Edward Hopper. 

Jean-Marc Caracci über sein Projekt „Homo Urbanus Europeanus“:

Mit dem Projekt “ Homo Urbanus Europeanus“ habe ich in Bratislava im Juni 2007 begonnen. Zu dieser Zeit war ich mir noch nicht über den Stil sicher; den ich meinen Fotografien geben wollte. Ich wusste nur, dass ich am Bild des Menschen in seiner städtischen Umgebung arbeiten wollte. Nach und nach, Kapitel um Kapitel, gewann das Projekt an Kontur und es kristallisierte sich immer mehr das Bild menschlicher Charaktere heraus die einsam und isoliert in ihrer sozialen Umwelt leben.

Es bedeutet nicht, dass ich die Einsamkeit in der Stadt … oder zumindestest nicht den traurigen und entfremdenden Teil der Einsamkeit zeigen wollte. Menschen; die sich allein im städtischen Umfeld bewegen; stellen für mich den besten Weg dar, um den Aspekts des „städtischen Wesens“ des Menschen bildlich Einzufangen. Ich denke zudem, dass Einsamkeit ein Teil der Ästhetik des Lebens und somit nicht unbedingt negativ zu bewerten ist.  Das Projekt „Homo Urbanus Europeanus“ spiegelt meiner Meinung nach auch das  Glücksgefühl der Menschen wider; das mit dem Aufenthalt in einer Stadt verbunden ist. Diese einsamen Menschen sehen wie Könige der Straße aus: Stehend oder stolz spazierend, die Stadt scheint ihnen zu gehören. Es war sowohl interessant als auch angenehm, solche Menschen, vollkommen isoliert aus der städtischen Menge, zu fotografieren. Ich sah sie wie Darsteller in einem Kino, die nicht wussten, dass sie eine Rolle spielten, bei dem das städtische Ambiente die prägende Funktion eines Regisseurs zu übernehmen scheint.

Wie ich gern bezüglich des Projektes „Homo Urbanus Europeanus“ sage: „Ich arbeite für Europa“. Auf einer philosophischen Ebene gewinnt das Projekt tatsächlich eine politische Aussage. Ich liebe die Idee, alle europäischen Länder durch die Fotografie zusammen zu führen…, ob sie bereits der Europäischen Union angehören oder noch nicht. Diese Idee war noch nicht so klar, als ich anfing, am Projekt zu arbeiten, aber ich begriff schnell, wie sehr sich die Menschen in Europa doch einander ähneln. Wenn man also nationale und kulturelle Besonderheiten der Bilder des Projektes [so weit wie das gelingen mag] ausschließt, bleibt, egal, ob sie in Wien, Warschau oder Belgrad gemacht wurden, letztlich der gemeinsame charakterisierende Nenner des „Europa-Typischen“: So ist es schwierig, ein Land oder eine Stadt auf diesen Fotografien [außer durch ihre Einwohner selbst] zu erkennen, aber jeder ist im Stande, in den Bildern Europa… oder mindestens den Westen zu erkennen.

Nach Bratislava, fotografierte ich in Riga, Vilnius, Sofia, Madrid, Warschau, Rom, Ljubljana, Zagreb, Belgrad, Helsinki, Tallinn, Reykjavik, Paris, Brüssel, Oslo, Stockholm, Prag, Berlin, Istanbul, Lissabon, Bukarest, Tirana, Budapest und Wien. Also, 25 europäische Hauptstädte, wenn man Istanbul als die europäische Hauptstadt der Türkei betrachtet.

Dem Projekt „Homo Urbanus Europeanus“ fehlen noch 22 europäische Hauptstädte: Amsterdam, Athen, Baku, Bern, Chisinau, Kopenhagen, Dublin, Yerevan, Kiew, La Valette, London, Luxemburg, Minsk, Moskau, Nicosia, Podgorica, Pristina, Sarajevo, Skopje, Tbilissi, Torshavn und Vaduz. Ich hoffe, dass ich im Stande sein werde, diese 22 Städte zu diesem „never ended project“ in der Zukunft hinzuzufügen.